ARRRG

Hinweise-Trauma

Damn, es ist eine ziemlich lange Reise hierher und ich fühle mich ein ganz kleines bisschen traumatisiert von diesem Thema im Titel. Durchatmen. Therapiestunde, jetzt und hier.

Das Problem mit den Hinweisen verfolgt mich eigentlich schon von Anfang von Hack The Web. Aufgrund der etwas kryptischen Aufgabenstellungen stand für den Schulbetrieb eigentlich schon immer die Frage im Raum, wie ich ein gutes Supportsystem anbieten kann. Die Gefahr: Schülys scheitern an den Aufgaben, sind frustriert, und so weiter…

Und die Sorge bestätigt sich, sehr viel Feedback läuft in die Richtung, dass sich mehr Hinweise oder einfachere Aufgaben gewünscht werden. Auch das Feedback einer Lehrerin, der ich es recht früh gezeigt habe, war: mit Hinweisen wäre es perfekt.

Und ich muss für mich selbst sagen, dass ohne das Forum auf hacker.org mir die Seite auch nur halbsoviel Spaß gemacht hätte, denn durch die Diskussionen habe ich viel lernen können. Gleichzeitig hatte ich diese fixe Idee: Hinweise sind ein Zeichen der SCHWÄCHE. Wenn die Aufgaben Hinweise brauchen, dann ist die Aufgabenstellung nicht gut und für ein authentisches Erlebnis muss ich die Erfahrung rein halten.

Tja, das ist eine ziemliche Zwickmühle. Ich kann noch nicht sagen, ob ich da ganz raus bin, aber über die letzten Jahre habe ich immer mehr Bereitschaft gefunden, dieses Thema aktiver anzugehen. Erstmal: Ein Support-System ist kein Zeichen der Schwäche. Die Option zu haben, sich über ein Hinweis-System Hilfe zu holen, ist legitim. Ich würde immer noch nicht so weit gehen, dass ich die Lösung komplett spoilere. Aber Hinweise haben ihren Wert.

Oder nochmal deutlicher: Für viele Leute sind die Interaktionen mit den Hinweisen wahrscheinlich die einzigen Erfahrungen, die sie mit der Plattform machen, weil sie nicht zum Lösen der Aufgabe kommen. Das Ziel der Hinweise muss daher nicht mal die gelöste Aufgabe sein: Das Anbieten der Erfahrung hat schon Wert - und vielleicht den gleichen Wert, wie die Aufgabe selber.

Das ist eine fundamentale Lücke, die Webseiten im Kreise von WeChall haben und das leicht toxische Mindset, dass eine Wand aufzieht - weshalb es auch so schwer für mich ist, gute Vorbilder zu finden. Nicht jede Person hat die Kapazität, in Foren zwischen den Zeilen nach einem Hinweis oder der Spur einer Lösung zu suchen. Aber natürlich, wenn das klappt, ist es eine sehr intensive Form der Erfahrung.

Als Zeichen meiner Entwicklung plane ich über die nächsten Wochen, das Hinweissystem von Hack The Web auszubauen. Zu allen Aufgaben bis zur Passage soll daher über ein sog. COM-LINK - ein Chat-Support-System - so viele Hinweise zur Verfügung gestellt werden, wie die Leute es zum Lösen der Aufgabe brauchen. Beim Entwickln dieser Hinweise merke ich, dass ich immer noch von dieser Kultur geprägt bin, wo Hinweise als Schwäche angesehen werden. Da rauszukommen ist gar nicht so einfach.

Und ich habe auch viel Selbstzweifel, weil ich so lange in eine Richtung gegangen bin, wo ich selbst auch schon bisschen wusste, dass sie nicht gut ist. Das schwächt mein Selbstvertrauen und dadurch macht es die Arbeit etwas langsam, weil ich immer wieder innehalten und mich reflektieren muss.

Hm. Klingt noch nach viel Arbeit. Am Projekt, aber auch mit mir selbst.