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Mein Entwurf für die letzte Meile steht

Welches Aufgabenformat ist am besten geeignet, um Menschen das Programmieren beizubringen? Ich bin die letzten Wochen eine Unmenge an Möglichkeiten durchgegangen, habe Prototypen gebaut, Konzepte entwickelt und habe jetzt wahrschenlich, vielleicht, einen Entwurf parat.

Die letzte Meile ist ein Konzept aus der Paket-Zustellung, welches besagt, dass die letzte Meile einer Zustellung am aufwändigsten ist. Diese Metapher habe ich das Unterrichten übertragen: Auch hier hat das Format, mit dem nach die Inhalte final präsentiert, also das Artefakt, dass man den Menschen zum Lernen ausliefert, eine überproportional große Wirkung.

Mein Ausgangspunkt ist das Quest-Format für den Selbst-Lern-Pfad. Dieses Format hat sich pratisch bewährt: es lassen sich damit alle relevanten Themen abdecken, es ist gut verständlich, kommt ohne große Erklärungen aus und die Interaktivität gepaart mit der Visualisierung machen das Programmieren erlebbar.

Es hat aber ein einige Schwächen: ich erkläre generell zu wenig, viele Dinge muss man sich dann doch erschließen. Es gibt keine Musterlösung, wenn man die Antwort nicht weiß, dann bleibt man einfach stecken. Das Format ist außerdem relativ eng auf die Themen eingegrenzt (Algorithmik) und daher nicht so leicht übertragbar.

Mein Themenbereich ist Python und dafür muss ich viel mehr erklären. Es geht um viel mehr Zusammenhänge. Ich habe viel Energie investiert, um gute interaktive Aufgaben zu bauen (QuestScript) - es ist dabei eine ordentliche Plattform rausgekommen, aber sie ist zäh: bei der Menge an Inhalten fühlt man sich relativ schnell verloren und erschlagen. Es dauert so lange, sich durch die Aufgabe zu klicken und man bekommt nicht wirklich das große Bild mit.

Ich habe dann viel angeschaut, ob man nicht sowas wie Karteikarten oder bite-sized lessons integrieren könnte. Auch wenn diese Ansätze spielerisch sind, hatte ich bei denen doch auch schnell das Gefühl: hey, hier geht es gar nicht zentral ums Programmieren. Ich lerne Dinge auswendig, doch wozu? Ich sehe nicht den Zusammenhang mit dem Programmieren.

Ich hätte an diesem Punkt fast aufgegeben. Wie soll ich bitte so viele komplexe Inhalte gut vermitteln? Vielleicht liegt die Lösung darin, sich nicht so unter Druck zu setzen. Mein aktueller Entwurf löst die Linearität komplett auf. Stattdessen wird es im Hintergrund eine Übnersicht für Lehrkräfte geben, wo alle Aufgaben notiert sind inklusive Metadaten wie Themen, Umfang, Status. Ich gebe die Freiheit, eine eigene Reihenfolge festzulegen und gleichzeitig gebe ich mir selbst die Freiheit, die Aufgaben frei nach Thema zu gestalten.

Außerdem habe ich beschlossen, zu allen Teilaufgaben Lösungsvorschläge zu integrieren. Mit dem Details-Tag komme ich ziemlich gut ans Ziel. Das löst hoffentlich die Erklärungsfrage: Ich gehe davon aus, dass die Aufgaben für die meisten etwas schwierig sein könnte, aber mit den Lösungen kommen die Leute trotzdem voran. Und die Lösung sollte auch motivieren, den Code mal rüberzukopieren und damit in Aktion zu treten. Von diesem niederschwelligen Einstieg erhoffe ich mir viel. Gleichzeitig machen die Lösungsvorschläge auch Laune, mehr Beispiele auszuprobieren - man hat ja dieses Sicherheitsnetz und fühlt sich nicht dumm, wenn man nicht selbst drauf kommt.

Ich weiß gar nicht, ob das selber lösen wirklich mehr Effekt hat. Mein Hauptziel wäre es, Menschen zu motiveren, ihre eigenen Projekte zu starten. Sie sollen nicht zu viel Zeit mit meinen Projekten verbringen, denn diese dienen eher als Inspiration. Und gleichzeitig bleibe ich meinem Anspruch treu, dass ich grundsätzlich keine reinen Demo-Projekte bauen möchte, sondern alle Aufgaben eine bestimmte Form von Interaktion erlauben.

Das Format hat noch einen Vorteil: es ist technisch extrem simple und enthält keine versteckten Elemente. Alle relevanten Inhalte sind in der Beschreibung enthalten, Es kommt dazu das Startscript, das ich vorgebe und noch die Startwelt, die sich auch nicht verändert. Es läuft nicht in die Gefahr, viele unsichtbare Elemente wie das QuestScript zu enthalten (auch wenn das punktuell ziemlich cool sein kann). Ich habe alles auf einmal im Blick und kann das leichter im Kopf behalten und abstimmen. Und es macht es einfacher, darauf zu iterieren, weil weniger Abhängigkeiten zwischen den Bauteilen bestehen.

Ich bin gespannt, wie sich das Format in der freien Wildbahn schlägt. Aber zuerst habe ich noch einiges zu tun: es warten unzählige Beispiel-Projekte darauf, in das neue Format überführt zu werden. Und ich habe Platz geschaffen für noch viele weitere Projekte.