In den letzten Wochen war viel los und besonders wenn man viel arbeitet, merkt man auch, wo man ausgelaugt ist. Ich stelle fest, dass es mir schwer fällt, anderen Menschen zu erklären, wofür es denn am Ende gut ist, Softwareprojekte zu betreiben.
Ein recht dominanter Faktor ist, dass ich ziemlich wettbewerbsorientiert bin. Mein Anspruch ist es schon, die beste Software in einer bestimmten Nische zu entwickeln. Ein Teil meiner Motivation ziehe ich daraus, und bei einem Marathon wie hier bin ich für jede Motivation dankbar. Aber ein stückweit macht es das auch weniger attraktiv für Menschen zum Einstieg. Die Art, wie ich arbeite, führt zu kaum Geld, viel Aufwand und was … bisschen Anerkennung, paar Nutzerzahlen, ein imaginärer Schulterklopfer?
Ich sollte die Erfolge nicht so klein reden und ich darf mich auch mehr feiern. Es ist schon etwas besonderes, mit Projekten eine solche Reichweite zu erzielen. Auf HTW bin ich bei über 50k erreichte Menschen, Robot Karol Online hat gut 100k Menschen erreicht. Beide Projekte haben stabile Nutzerzahlen und erreichen jährlich immer mehr Menschen. Das ist ein beachtlicher Erfolg! Und da wollte ich immer schon hin, nicht? Früher hab ich mir das nie ausmalen können, so viele Menschen mit einer Plattform zu erreichen. Aber heute ist es real und immer mehr am Werden.
Viele Menschen kämpfen um den informatisch-pädagogischen Markt, der groß ist, aber auch nicht unbegrenzt. Und ich habe auch nicht von null angefangen, sondern mit Robot Karol gesehen, dass diese Plattform viele Jahre überlebt hat - hinter der Idee also wirklich Substanz steckt. Anstatt etwas ganz neues zu bauen, habe ich die Zeichen der Zeit gelesen und mit etwas Glück und gutem Timing die Plattform wiederbeleben und weiterentwickeln können.
Wettbewerb in Softwareprojekten ist außerdem auch interessant, weil Ideen nicht geschützt sind. Im Grunde kann ich jede Idee, die es da draußen gibt, relativ schnell kopieren - wenn sie gut und sinnvoll ist. Es kann sich für die anderen Projekte anfühlen, als ob sie mit ihrer Arbeit nur mich weiter füttern. Wobei es natürlich toll wäre, wenn viele Menschen gemeinsam an dieser einen Plattform arbeiten würden, um sie noch besser zu bauen. Dafür fehlen im Moment vielleicht gute Steuer-Strukturen? Denn letztlich treffe ich alle zentralen Entscheidungen.
Für jemand, der gerade neu anfängt, kann das ziemlich frustrierend wirken, gegen eine so große und v.a. aktiv gepflegte Plattform anzutreten. Trotzdem gibt es natürlich viele Leute, die das probieren und da gilt wieder das Sprichwort “Konkurrenz belebt das Geschäft”.
Aber mal ehrlich, das ist ja genau das, was mir Spaß macht: Ich schaue mir an, was auf den Markt alles verfügbar ist und lasse mich daraus inspirieren. Denn ich habe einen kleinen Vorteil in der Umsetzung und bin durch meine datengestützte Entwicklung auch minimal im Vorteil, was die Erfolgsmessung und Überprüfung angeht. Dieses Wissen kann ich schließlich anwenden, um meine Strategie anzupassen und meine Ziele zu erreichen, im Kontext einer Graswurzelbewegung mit wenig finanziellem Anreiz und viel gestalterischer Freiheit.
Schwierig. Mein Blick ist schon sehr kritisch. Muss ich ja auch, weil es viele Ideen da draußen gibt, aber viele nicht unbedingt die Welt aus einer kindlichen Sicht betrachten. Viele Lernsoftware fühlt sich so an, wie sie eher für die Vorstellung von Erwachsenen gebaut sind, was Kinder denken - weniger aus der Sicht, was Kinder eigentlich wirklich sehen. Und mithilfe des freien Wettbewerbs möchte ich zeigen, dass meine Sicht in der Realität den Kern besser trifft. Aber das ist ein ganz schön weiter (Um)weg vielleicht.
Ok, jetzt bin ich dann doch etwas abgelenkt von all dem Material da draußen. Soweit zu meinen Gedanken hier.